Markt Update: Risikoaversion zum Wochenschluss - Deutsche Post in Sippenhaft

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Der deutsche Leitindex brachte heute die gestern avisierte Abwärtsbewegung Richtung 12.700 Punkte und konnte sich auch im Anschluss nicht mehr wirklich erholen. Am Ende des Tages stand ein Minus von 215 Punkten oder -1,66 Prozent auf 12.741 Punkte zu Buche.

 Auf Wochensicht bedeutet dies ein Minus von 2,65 Prozent. Der MDax der mittelgroßen Werte war am Freitag zwischenzeitlich auf ein Tief seit Mai 2020 gerutscht und büßte am Ende 2,09 Prozent auf 23 944,01 Punkte ein.

Eine Woche zum Vergessen

"Eine Woche zum Vergessen", resümierte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Handelshaus Robomarkets. Der wieder wachsende Optimismus der Anleger hatte bereits am Dienstag einen Schlag durch die hartnäckige Teuerung in den USA erlitten. Daraufhin geisterten Spekulationen durch den Raum, die US-Notenbank Fed könnte womöglich sogar zu einem massiven Zinsschritt von einem Prozentpunkt gezwungen sein. Die Blicke der Anleger sind daher bereits fest auf die Zinssitzung der Fed am Mittwoch gerichtet.

Am Freitag liefen Terminkontrakte auf Aktien und Indizes an den Terminbörsen aus. Vom "großen Verfall" oder auch "vierfachen Verfall" sprechen Börsianer dann, wenn Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien am selben Tag verfallen.

Deutsche Post in Sippenhaft

Auf Unternehmensseite im deutschen Leitindex stachen am Freitag die Papiere der Deutschen Post mit hohen Abschlägen hervor. Sie waren im frühen Handel auf ein Tief seit Mitte 2020 gesackt und verloren letztlich 6,6 Prozent. Für den Kursrutsch hatten die schwachen Zahlen und eine zurückgezogene Gewinnprognose des US-Konkurrenten Fedex gesorgt.

Zur Begründung hatten die Amerikaner auf das eingetrübte wirtschaftliche Umfeld verwiesen. Die Nachrichten beunruhigen die Börsianer, denn auch die Deutsche Post ist wie Fedex stark im Frachtgeschäft engagiert. Ein Marktkenner erklärte aber, die Trends seien wegen einer abweichenden Kostenbasis nicht vergleichbar.

Unter den schwächsten Werten im Dax sammelten sich auch ehemalige Corona-Gewinner aus dem Pharmasektor, der durch die Energiekrise und die Inflation als zunehmend belastet gilt. Die Papiere von Siemens Healthineers , Merck KGaA und Sartorius  fielen zwischen 3,7 und 7,7 Prozent.

Auch für die Chemiewerte, die als größter Gasverbraucher in Deutschland gelten, ging es bergab. Wacker Chemie etwa knickten um 5,3 Prozent ein, BASF  im Dax verloren 2,1 Prozent. Ob es im Winter einen Gas-Notstand geben wird, ist nach Einschätzung der Bundesnetzagentur weiter offen.

TAG Immobilien legt zu

An der MDax-Spitze kletterten die Anteilsscheine von TAG Immobilien um 4,8 Prozent nach oben. Die Aktien des Immobilienkonzerns seien zuletzt den Branchenkollegen hinterhergelaufen und böten eine attraktive Ergebnisrendite, schrieb Analyst Sander Bunck von der britischen Investmentbank Barclays.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50  fiel um 1,17 Prozent auf 3500,41 Punkte. Der französische Cac 40  verlor ebenfalls mehr als ein Prozent, während der britische FTSE 100  um 0,6 Prozent nachgab. In New York notierte der Dow Jones Industrial zum europäischen Börsenschluss rund ein Prozent tiefer.

Der marktbreite S&P500 brachte heute schlussendlich den am Dienstag angesagten Rücksetzer Richtung der jüngsten Tiefs unterhalb von 3.900 Punkten und fiel zeitweise unter 3.850 Punkte zurück. (mit Material von dpa-AFX)

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