Firmenbilanzen treiben Europas Börsen weiter nach oben

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Frankfurt (Reuters) - Positiv aufgenommene Unternehmenszahlen haben die europäischen Aktienmärkte weiter vorangetrieben.

Der Dax nahm wieder sein Rekordhoch ins Visier und kletterte in der Spitze um 0,8 Prozent auf 18.316 Punkte. Auch der EuroStoxx50 stieg am Dienstag um 0,7 Prozent auf bis zu 4990 Punkte. Bereits zum Wochenauftakt hatten Spekulationen auf eine Zinswende der US-Notenbank noch in diesem Jahr Anleger auf beiden Seiten des Atlantiks zu Aktien greifen lassen.

"Die Arbeitsmarktdaten aus den USA haben die Hoffnungen wiederbelebt, dass die Zinswende vielleicht doch noch vor den Präsidentenwahlen am 5. November eingeleitet wird", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. "Die Anleger hoffen, dass die jetzt noch hohen Zinsen die US-Wirtschaft in den kommenden Monaten ausreichend abkühlen werden, um so das Zwei-Prozent-Inflationsziel der Fed zu erreichen." Die überraschend schwachen US-Jobdaten hatten vergangene Woche die zuletzt abgekühlten Wetten auf eine Zinswende wieder angeheizt. Auch Fed-Chef Jerome Powell hob die Stimmung, indem er bekräftigte, dass der nächste Zinsschritt nach unten gehen werde.

LICHT UND SCHATTEN BEI WIRTSCHAFTSDATEN

Aus der deutschen Wirtschaft kamen indes gemischte Signale. Die Exporte stiegen im März wegen der guten Nachfrage aus den USA und China überraschend stark. Dagegen zog die Industrie den dritten Monat in Folge weniger neue Aufträge an Land - vor allem wegen der schwächelnden Nachfrage aus dem Inland und aus Übersee. "Um das verarbeitende Gewerbe ist es nicht gut bestellt", sagte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank.

Für Anspannung sorgte der israelische Militäreinsatz in der mit Flüchtlingen vollen Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen. Der Preis für Gold stieg zeitweise um bis zu 0,3 Prozent auf 2330 Dollar pro Feinunze. Neben der Aussicht auf niedrigere Zinsen habe auch die Sorge, dass der Waffenstillstand im Gazastreifen scheitern könnte, den Goldmarkt unterstützt, sagte Matt Simpson, Analyst bei City Index.

Auf dem Rohölmarkt zogen die Preise ebenfalls zunächst leicht an, nachdem das israelische Militär dem Armeeradio zufolge die Kontrolle über die palästinensische Seite des Grenzübergangs Rafah übernommen hat. Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um bis zu 0,6 Prozent auf 83,82 Dollar pro Barrel, der Preis für US-Leichtöl WTI stieg um bis zu 0,7 Prozent auf 79,02 Dollar.

INFINEON MIT KURSFEUERWERK

Bei den Einzelwerten stand unterdessen Infineon im Rampenlicht: Der Münchner Chiphersteller schraubte zwar erneut seine Jahresprognose nach unten, aber die Anleger griffen dennoch begeistert zu. Die Aktie kannte im Handelsverlauf kein Halten mehr und ließ mit einem Plus von mehr als 13 Prozent die übrigen Dax-Werte weit hinter sich. Damit war sie auf dem Weg zum besten Tag seit mehr als vier Jahren. "Angesichts der starken längerfristigen Aussichten würden wir jede Schwäche als attraktive Kaufgelegenheit betrachten", sagten die Experten von Jefferies. Zudem habe der Umsatz im zweiten Quartal die Erwartungen und die Prognose übertroffen. Die Aussichten auf strukturelles Wachstum hätten sich trotz der bereits erwarteten Prognosesenkung nicht geändert, betonten auch Stifel-Analysten.

Gefragt waren auch die Anteilsscheine von Zalando, die sich um rund fünf Prozent verteuerten. Europas größter Online-Modehändler habe beim bereinigten operativen Ergebnis die Erwartungen übertroffen und die Gesamtjahresziele bekräftigt, kommentierte ein Händler.

Einen Kurssprung von rund zehn Prozent legte zudem die Schweizer Großbank UBS hin. Der Gewinn des weltweit größten Vermögensverwalters für Reiche und Superreiche lag im ersten Quartal mit 1,8 Milliarden Dollar fast dreimal so hoch wie Analysten geschätzt hatten. In Mailand zogen unterdessen die Titel der UniCredit um mehr als drei Prozent auf ein 13-Jahres-Hoch zu und ließen den Bankenindex um rund 1,5 Prozent steigen. Auch Italiens zweitgrößter Bank erzielte einen überraschend hohen Nettogewinn.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von . Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

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